Am 1. Oktober 1930 wurde die Turicaphon AG in Wädenswil gegründet. Seit 1936 hat sie ihren Sitz in Riedikon. Dort stellte sie bis 1992 Schallplatten her. Heute ist sie noch Produzentin, Vertrieb und Broker für CD/DVD Herstellungen.
Am 1. Oktober 1930 fand in Wädenswil die konstituierende Generalversammlung der Turicaphon AG statt. 1936 verlegte Firmengründer Heinrich Landis deren Sitz nach Riedikon. Dort konnte ein Presswerk übernommen werden, das nach nur drei Jahren den Konkurs hatte anmelden müssen. Die Ustermer Aussenwacht lockte mit dem Standortvorteil, da das Wasser des Riedikerbachs weit günstiger war als das Leitungswasser in Wädenswil. Wasser aber brauchte es viel für die Herstellung der 78-tourigen Schellackplatten. Denn der Schellack, der für die Pressung der Platten auf 170 Grad erhitzt wurde, musste jäh abgekühlt werden. Ab 1938 wurde der auf Baumharz basierende Schellack in Riedikon selbst aufbereitet.
Im Krieg Schweizer Musik, nach dem Krieg internationale Stars
Von Anfang an war die Turicaphon AG auch als Musikproduzentin tätig. Während des Krieges konzentrierte sie sich notgedrungen auf Schweizer Musik, weil die Grenzen dicht waren. Dass in den 40er Jahren einheimisches Musikschaffen en vogue war, war also mehr Folge des Krieges als ein freier Entscheid des Zeitgeistes. In Riedikon wurden damals Künstler wie die Geschwister Schmid, Lys Assia oder Vico Torriani produziert. Obwohl oder gerade weil die Kriegsjahre auch in der verschonten Schweiz eine schwere Zeit waren, wurde viel Musik gehört und gingen die Geschäfte entsprechend gut. Nach dem Krieg ernannte Heinrich Landis Hans Oestreicher senior, den er 1939 als Betriebsleiter eingestellt hatte, zum Chef des Unternehmens. Er selbst blieb Verwaltungsratspräsident. Weil Deutschland und Österreich in Trümmern lagen, konnte die Turicaphon nun sogar internationale Stars aus dem deutschen Sprachraum verpflichten, wie Zarah Leander, Marika Rökk, Hans Moser, Paul Hörbiger oder Johannes Heesters. 1948 eröffnete die Turicapon in der Musikstadt Wien ein Studio. Dort wurden etwa die Hälfte der bis heute rund 100000 Titel aufgenommen, die das Tonbandarchiv umfasst. Unter anderem erhielt dort 1950 auch Peter Alexander seinen ersten Schallplattenvertrag. Neben Wien wurde in Hamburg eine Vertriebs- und Musikproduktionsgesellschaft für Deutschland gegründet. Darüber hinaus kam es zur Zusammenarbeit mit der Schallplattenfabrik Pallas in Diepholz bei Bremen.
In den 80er Jahren brach die CD der Plattenfabrikation das Genick
In den besten Zeiten stellte die Turicaphon AG pro Jahr rund vier Millionen Schallplatten her. 90 Prozent davon waren freilich Fremdaufträge, etwa von Ex Libris, Polydor oder EMI. In Riedikon wurden auch die Platten von Emil Steinberger, Mani Matter oder Trudi Gerster fabriziert. Die in den 80er Jahren aufkommende CD liess die Schallplattenfabrikation auf 1,5 Millionen Stück pro Jahr absacken. 1986, mitten in der Krise, ersetzte die Erbengemeinschaft Landis – Heinrich Landis war schon 1961 gestorben – den inzwischen 75-jährigen Hans Oestreicher senior durch dessen Sohn Hans Oestreicher junior. Der konnte nun allerdings kein Gegensteuer mehr geben. Und so musste die Schallplattenproduktion 1991 eingestellt werden. Für eine eigene CD-Fabrik fehlten einerseits die Landreserven. Andererseits schien das Risiko einer Investition von 15 bis 20 Millionen Franken «im teuersten Fabrikationsgebiet Europas», so Hans Oestreicher junior, zu gross. Damals kauften er und seine Frau Helga den Landis-Erben das Unternehmen ab.
Heute noch Produzentin, Vertrieb und Musikverlag
Seither ist die Turicaphon noch Produzentin, Vertrieb und Musikverlag. Das Ehepaar Oestreicher eingeschlossen, besteht die Firma heute aus acht Personen. Natürlich bringt auch sie ihre Produktionen nun vorwiegend als CDs heraus - wobei das Vinyl der Platten etwa bei DJs eine Renaissance erlebt. Die CDs lässt man von der Firma P+O Compcat Disc GmbH & Co. KG herstellen, um welche die Pallas-Fabrik in Diepholz 1987 erweitert worden war.
Mittels Gesellschafterbeschluss vom 23. Dezember 2005 wurde der Zweck des 1947 gegründeten Musikverlages Edition Turicaphon erweitert, damit zukünftig zum Verlagsgeschäft auch alle Aufgaben der Tonträger- und Musikproduktion abgewickelt werden können.
Gemäss neuestem Gesellschafterbeschluss und Eintragung im Handelsregister vom 22. September 2006 übernimmt Frau Jacqueline Hänggeli die Geschäftsführung mit Einzelprokura für den gesamten Bereich der Musikproduktionen und Tonträgerherstellungen/Vertrieb, während Frau Marianne Wullschleger weiterhin mit Einzelprokura für die Musikverlagsgeschäfte zeichnet.